Rembrandt

Es gibt nur wenige Künstler, die so umstritten waren wie Rembrandt. Als Delacroix 1822 schrieb, es werde eine Zeit kommen, die erkennen werde, dass Rembrandt wichtiger sei als Raffael, erntete er Häme und Kritik. Rembrandt provozierte und mit Rembrandt konnte man, so wie Delacroix, selbst sehr effektiv provozieren. 

Und dies war so von Anfang an. Bereits der erste Kritiker, Huygens, erkannte in dem jungen, bartlosen Sohn eines Müllers ein außergewöhnliches Talent, das den damals größten Künstler übertreffen könnte, Rubens. So neuartig und kraftvoll erschienen ihm seine Bilder. Allerdings vermisste er Rubens’ Universalität, seine Kenntnis der menschlichen Schönheit und der Anatomie, die Rembrandt durch eine Reise nach Italien hätte ebenfalls erlernen können. Doch Rembrandt lehnte eine solche Reise ab und fand das, was er vor Ort sah, ausreichend für seine Kunst.  

Wie provozierend Rembrandt arbeiten konnte, demonstriert sein Ganymed in besonderer Weise.  

Es geht eigentlich um Schönheit und deren Bedrohung. 

Abstrakter formuliert: es geht um die Balance zwischen Schönheit und Hässlichkeit, um die gefährdete, bedrohte Schönheit... Oder einfach: was ist Schönheit angesichts der Realität? Ist Rembrandts Bild ein Ausdruck seiner Kunsttheorie oder eine Aussage angesichts eines dramatischen Ereignisses in seinem Leben? Der junge Ganymed, der keine Chance hatte, um zum schönsten Mann des Erdkreises zu entwickeln, weil es dieGöttern/das Schicksal nicht zuließ? ...  

Rembrandts Bild ist voller Anspielungen unterschiedlichster Art, ein Konversationsstück das den Betrachter herausfordert. Bis heute. Denn keine der tiefgehenden Interpretationen überzeugt im kuriosen, lächerlichen Anblick des pinkelnden Kindes.