Rembrandt in Dresden

Unter den zahlreichen Meisterwerken der Gemäldegalerie Alte Meister ist die kleine, aber besondere Gruppe der Rembrandt-Gemälde eine Besonderheit. In nur einem Raum nebeneinander ausgestellt, bietet sich hier die ungewöhnliche Chance, nicht nur mehrere Bilder des holländischen Meisters miteinander vergleichen zu können, sondern sich dabei auch unterschiedlichen Themen der Kunst und des Künstlers zu widmen. Warum gelingt das gerade in der Dresdner Sammlung? Weil hier das ganze thematische Repertoire Rembrandts  (Portrait, Selbstbildnis, biblische und mythologische Geschichte) in einigen der ungewöhnlichsten Bildern vertreten ist. Hier stellt sich Rembrandt als Sünder dar, dort als Jäger. Er präsentiert den schönsten Jüngling der antiken Welt als urinierenden Knaben oder entwirft mit Simsons Hochzeit Historienbild, in dem er sowohl niederländische als auch italienische Vorbilder einfließen lässt.

Die Dresdner Bilder sind alle in einem recht engen zeitlichem Abstand entstanden, zwischen 1630 und 1641 und damit in seiner seiner wichtigsten und produktivsten Lebensphasen. Er hat seine Heimatstadt Leiden verlassen und zieht nach Amsterdam, wo er 1634 Saskia van Uylenburgh heiratet, Nichte des Kunsthändlers Hendrik, für den er anfangs gearbeitet hat, und Tochter eines Bürgermeisters aus Leeuwwarden. Eine Dame also aus "besserem Haus", wohlhabend und zugleich inspirierend für Rembrandt. Die Dresdner Gemäldegalerie besitzt zwei ihrer schönsten Porträts (Saskia als Mädchen,1633; Saskia mit der roten Blume, 1641).

In dieser Zeit schafft Rembrandt zahlreiche Porträts, widmet sich aber vor allem der Historienmalerei, die seinen künstlerischen Ambitionen am meisten entspricht. Seine "Simsons Hochzeit" ist bereits den Zeitgenossen als ein ambitioniertes und aufwendiges Werk erschienen und gehört zu den wenigen Werken Rembrandts, die in der zeitgenössischen Kunstkritik besprochen wurden. Hier zeigt sich sein Wunsch, Handlungen in großer Bewegung, lebensnah und zugleich mit historischer Bildung darzustellen. 

Nicht jedem Zeitgenossen gefielen diese Bilder. Rembrandt sah sich immer wieder der Kritik ausgesetzt,  Menschen zu lebensecht darzustellen, ohne Kenntnis der Antike und den Kunstregeln, die in Italien und Frankreich zu finden waren. Seine "Entführung des Ganymed" steht für Rembrandts Versuch, Emotionen bis ins Extreme zu führen und den Betrachter in die Handlung einzubeziehen. Und für die Empörung, die viele Betrachter vor diesem Bild bis ins 19. Jahrhundert empfanden.

1641 schuf Rembrandt erneut ein Porträt Saskias. Ihr "Porträt mit einer roten Blume" zeigt sie in berührender, sympathischer Direktheit. Dabei muss sie damals bereits nicht mehr bei guter Gesundheit gewesen sein, denn im folgenden Jahr stirbt sie nach langer Erkrankung. Für Rembrandt ein Wendepunkt in seinem Leben und seiner Arbeit.

Rembrandt hat nicht noch einmal geheiratet, und etwa 10 Jahre später ließen Aufträge nach, die Schulden häuften sich und er musste sein Haus verkaufen und in eine wenig attraktive Ecke Amsterdams umziehen. Die schönen Jahre waren vorbei, und Rembrandt geriet langsam aus der Mode.

Die Dresdner Gemäldegalerie vermittelt nicht nur Informationen über einzelne, großartige Kunstwerke -  sie wirft auch einen Blick auf eine ganze Epoche und erzählt die Geschichte eines Künstlers und seinem Verhältnis zur Malerei, zu Auftraggebern und zu seiner Frau - und dem Auf und Ab einer großen Karriere, die bereits zu seinen Lebzeiten für Aufsehen, Irritation und Ablehnung gesorgt hat.

Erfahren Sie mehr über Rembrandt in unserer Themenführung in der Gemäldegalerie Alte Meister