Residenz Dresden Die vergessene Schlacht

Napoleon un die Dresdner Schlacht

Die Schlacht bei Dresden, ausgetragen am 26. und 27. August 1813, war eine der größten militärischen Auseinandersetzungen im Rahmen der Befreiungskriege und des sechsten Koalitionskrieges gegen Napoleon. Im Sommer 1813 hatte Napoleon nach seinem Rückzug aus Russland eine neue Armee aufgestellt und in Sachsen konzentriert. Die Stadt Dresden wurde zum strategischen Zentrum, da sie nicht nur verkehrstechnisch, sondern auch politisch von großer Bedeutung war: Friedrich August I., Kurfürst von Sachsen, blieb Napoleon treu und stellte die Stadt und seine Truppen zur Verfügung. 

Der Verlauf der Schlacht war geprägt von massiven Truppenbewegungen und wechselnden Wetterbedingungen. Am Morgen des 26. August griffen die vereinigten Koalitionstruppen aus Russland, Österreich und Preußen unter Führung von Fürst Schwarzenberg Dresden von Süden und Osten an. Napoleon reagierte schnell und führte persönlich seine Truppen ins Feld. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit gelang es den französischen Einheiten dank Napoleons taktischer Brillanz, die Angriffe abzuwehren und die Alliierten am 27. August zum Rückzug zu zwingen. Der Einsatz der französischen Garde, der schweren Kavallerie sowie die Nutzung des Regens und aufgeweichter Böden spielten eine entscheidende Rolle. Am Ende der Schlacht waren etwa 25.000 Soldaten gefallen, darunter viele aus Sachsen und den beteiligten Koalitionsarmeen. 

Die unmittelbaren Folgen der Schlacht waren ambivalent. Zwar errang Napoleon einen taktischen Sieg und konnte Dresden zunächst halten, doch die strategische Lage verschlechterte sich rasch. Die französischen Verluste, die Erschöpfung der Truppen und der Mangel an Nachschub schwächten die Armee nachhaltig. Sachsen, das durch die Schlacht zum Aufmarschgebiet Hunderttausender Soldaten geworden war, litt unter Verwüstungen, Hunger und Krankheit. Ein Drittel der Dresdner Bevölkerung lebte an oder unter der Armutsgrenze, und das Leid der einfachen Menschen war enorm.

Anschaulich schildert Ludwig Richter die Gräuel des Schlachtfeldes in seinen „Lebenserinnerungen eines deutschen Malers“: „Wir gingen den Weg nach Blasewitz zu, der damals öde und sandig und unbebaut war. Auf einem Hügel, wo eine russische Batterie gestanden hatte, langen ganze Haufen toter und zum Teil gräßlich verstümmelter Gestalten. Wir gingen nicht ganz in die Nähe; denn es schauderte uns, das Gewimmer zu hören. – Jetzt kamen wir an eine Sandgrube, in der ebenfalls eine Menge toter Russen lag. Ein altes, krummes Mütterchen hatte sich uns angeschlossen. Sie hatte ein so trauriges Gesicht, sah wie Not und Jammer aus und trug in einem Handkorbe einen großen Topf Wassersuppe mit einem Näpfchen nebst altem Blechlöffel, um den verschmachtenden Menschen eine Erquickung zu bringen, gewiß die einzige, die ihr möglich war. – So stiegen wir zu einem hinab, der in einem weißen Soldatenmantel mit roten Aufschlägen eingewickelt dalag und neben ihm eine Blutlache. – Wir hingegen ratschlagten, wie wir ihn in eine Scheune zu bringen vermöchten, wo viele Verwundete lagen und amputiert wurden. – So fanden wir nach einem Umschauen eine Stubentür, welche vielleicht zum Behuf eines Wachtfeuers aus einem Vorwerke, das „Lämmchen“ genannt, hierher geholt sein mochte. – Doch gelang es unsern schwachen Kräften, ihn glücklich auf die Tür zu lagern und langsam fortzutragen nach jener Scheune. – Aufs tiefste erschüttert traten wir unsern Rückzug nach Hause an.“

Die Entscheidung Friedrich Augusts, loyal zu Napoleon zu bleiben, führte zu weiteren militärischen Auseinandersetzungen, die letztlich in der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 mündeten. 

Langfristig markierte die Dresdner Schlacht einen Wendepunkt für Sachsen und Europa. Während die Völkerschlacht bei Leipzig als entscheidender Sieg der Koalition gilt, geriet Dresden mit seinen dramatischen Verlusten und sozialen Folgen in Vergessenheit. Die politische und gesellschaftliche Ordnung Sachsens wurde nachhaltig erschüttert. Die Bevölkerung war nach den Kriegswirren und der preußischen Besatzung existenziell bedroht. Die Schlacht bei Dresden steht daher exemplarisch für die Ambivalenz der napoleonischen Epoche: heroische Feldzüge und Herrschergeschichte auf der einen Seite, massives menschliches Leid und eine vernachlässigte Bürgerperspektive auf der anderen. 

Bis heute ist die Erinnerung an die Schlacht bei Dresden in der historischen Darstellung oft von der Perspektive der Herrscher und militärischen Leistungen geprägt. Die Erfahrungen der einfachen Menschen, das Elend und die sozialen Folgen werden hingegen selten thematisiert. Die Schlacht mahnt, die Geschichte nicht nur als Abfolge von Fürstenentscheidungen und Siegen zu betrachten, sondern auch die Auswirkungen auf die Bevölkerung und die gesellschaftliche Entwicklung in den Blick zu nehmen. 

 

Ein Raum im Anschluss an die Paraderäume Augusts des Starken im Residenzschloss widmet sich Friedrich August, dem letzten sächsischen Kurfürsten und erstem König Sachsens, und seinem Verbündeten Napoleon anhand von Geschenken und Kunstwerwerbungen. Das Kriegsgeschehen und Leid der Bevölkerung bleiben ebenso unsichtbar wie die reaktionäre Kunstauffassung Friedrich Augusts, der den damals bedeutendsten Maler Dresdens, Caspar David Friedrich, ignorierte und keines seiner Werke erwarb.