Prächtige Blumen, fantastische Illusionen, verschwenderische Vielfalt: die Stillleben des Barock wollen begeistern und erfreuen.
Zugleich fordern sie den Betrachter mit anspielungsreichen Symbolen und Zeichen zur genaueren Betrachtung und Reflexion auf. Wir erkunden die Geschichte des Stilllebens in der Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts und erleben die Kunst, Blumen, Goldpokale oder Heringe meisterlich in Szene zu setzen.
Info: Führung in der Gemäldegalerie Alte Meister.
Zeit: 1 Stunden.
Preis: 35 € pro Person, Gruppenpreis (ab 4 Personen) 140 € (inkl. MwSt., zzgl. Museumseintritt)
Besucherinformation
Gemäldegalerie Alte Meister, Theaterplatz
Öffnungszeiten: Di-So, 10-17 Uhr. Änderungen an Feiertagen möglich.
Eintritt: 16 €, ab 10 Personen 14,50 €, unter 17 Jahre frei.
Impressionen der Führung

Willem Claesz Heda

Jan Davidsz de Heem

Abraham Mignon

Lucas Cranach
Eine kleine Geschichte der Stillleben-Malerei vom 16. bis 17. Jahrhundert
Die Stillleben-Malerei ist eine der abwechslungsreichsten Gattungen der Malerei. Über Jahrhunderte hinweg bot sie Künstlern eine Bühne, mit Formen, Farben, Licht und Symbolik zu experimentieren – und zugleich Themen wie Vergänglichkeit, Wohlstand, Schönheit und Alltäglichkeit tiefgründig zu reflektieren. Ihre Entwicklung vom 15. bis zum 17. Jahrhundert ist geprägt von künstlerischer Innovation, gesellschaftlichem Wandel und dem stetigen Spiel zwischen Realismus und Allegorie.
So wichtig diese Gattung in der Kunstgeschichte auch war, der Begriff „Stillleben“ etablierte sich erst im 17. Jahrhundert. Dabei erschienen in Italien, Flandern und den Niederlanden bereits um 1400–1500 erste Darstellungen von Früchten, Blumen oder Gegenständen als Teil religiöser Gemälde und Porträts. Diese sog. „Nebenstücke“ dienten zunächst symbolischen Zwecken, etwa um Tugenden und göttliche Botschaften zu verdeutlichen: Ein Apfel stand für Sünde, Lilien für Reinheit, Weintrauben für das Blut Christi.
Im 16. Jahrhundert begann das Stillleben sich als eigenständiges Genre zu etablieren, insbesondere in Nord- und Mitteleuropa. Der Aufstieg des Bürgertums, die Entstehung von Kunstsammlungen und die Entwicklung neuer Maltechniken förderten diese Entwicklung. Besonders in den Niederlanden und in Flandern entstand ein Markt für kleinere Gemälde, die Wohnungen und Rathäuser schmückten.
Im 17. Jahrhundert erlebte die Stillleben-Malerei ihre unübertroffene Blütezeit – vor allem in den protestantischen Niederlanden, aber auch in Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland. Das „Goldene Zeitalter“ der niederländischen Malerei brachte eine nie dagewesene Vielfalt an Stilen, Themen und künstlerischer Perfektion hervor. Glänzende Gläser, zerbrechliche Porzellane, exotische Früchte, Musikinstrumente, Bücher und Blumenarrangements wurden mit akribischer Präzision und feinem Lichteinfall dargestellt. Künstler*innen wie Jan Davidsz. de Heem, Willem Claesz. Heda, Pieter Claesz und Rachel Ruysch perfektionierten die Darstellung von Stofflichkeit, Reflexion und Transparenz. Ihre Werke spiegeln nicht nur den Wohlstand der aufstrebenden bürgerlichen Gesellschaft, sondern auch deren intellektuelle und religiöse Einstellungen wider.
Besonders charakteristisch sind die sogenannten „Vanitas“-Stillleben: Kompositionen aus Totenschädeln, erloschenen Kerzen, verwelkten Blumen, Sanduhren und zerbrochenen Gläsern. Sie erinnern an die Vergänglichkeit des Lebens und die Unbeständigkeit aller Dinge – ein zentrales Motiv im Zeitalter von Krieg, Seuchen und religiöser Unruhe. Daneben entwickelten sich weitere Spezialformen wie das Blumenstillleben, das Prunkstillleben (mit luxuriösen Speisen, Silber und Gold) oder das einfache Frühstücksstillleben („Ontbijtjes“).
Während die Niederlande Innovation und Vielfalt prägten, entwickelten sich in Italien und Spanien ganz eigene Ausprägungen des Stilllebens. So dominierten In Spanien schlichte, fast asketische Stillleben („Bodegones“), wie sie von Juan Sánchez Cotán und Francisco de Zurbarán geschaffen wurden. Diese Werke konzentrieren sich auf einfache Lebensmittel – Brot, Wasser, Gemüse – und spiegeln die spirituelle Strenge und Nüchternheit der spanischen Gesellschaft wider. Gleichwohl erreichte auch die Darstellung von Luxus und Exotik mit Malern wie Juan van der Hamen y León ihren Höhepunkt.
Führung Rundgang Gemäldegalerie Dresden Stillleben